Für Franz Immoos, 2001 Stipendiat im Barkenhoff, ist neben dem umfangreichen Komplex der Farbobjekte und Installationen die Fotografie ein wichtiger Aspekt seines künstlerischen Werks. In zahlreichen Projekten lotet er die Möglichkeiten zur Nutzung dieses Mediums in differenzierter Form aus. Auch in der Fotografie spielt die Farbe als Bedeutungsträger für ihn eine Rolle, von größerer Relevanz aber ist eine symbolische Bildsprache, mit der der Künstler die allgemein gültigen, zeitlosen Inhalte seiner Fotografien zu vermitteln versucht: »Symbole entspringen unserer imaginativen Vorstellung; sie transzendieren zwischen rationalem und irrationalem Denken; sie verbinden das Unbekannte mit dem Bewussten. Die Abbildungen können ganz banal wahrgenommen und interpretiert werden; sie können aber auch mit transpersonalen archetypischen Inhalten verknüpft werden.«1
Metamorphosen nennt Immoos übergeordnet eine Reihe von Fotoarbeiten, in denen es ihm um die zyklischen, kosmischen Abläufe von Geburt, Leben und Tod geht. Es handelt sich dabei meist um Diptychen und Triptychen, die Abfolgen oder Gegen­über­stellungen verschiedener Motive erlauben. Dies geschieht, wie in Anima mundi (Kosmos) aus dem Jahr 1991, häufig unter Einbeziehung einer weiblichen Figur, die für ihn Symbol der Vergänglichkeit, gleichzeitig der Geburt und des Lebens ist.
Das Moment der Bewegung, das der Künstler durch die figurale Eigenbewegung, aber auch durch die Arbeit mit einem Schwenkobjektiv einfängt, verbildlicht für ihn das ›Entschwinden‹ der Seele, die Auflösung der Materie ins Feinstoffliche. Dies wird auch im Diptychon Body and soul aus dem Jahr 1980 thematisiert und hier durch die Gegenüberstellung der Fotografie mit einem massiven, verkohlten Holzbrett unterstrichen.
In der zweiteiligen Arbeit Polarität aus dem Jahr 1980, in der Immoos selbst in Meditationshaltung zu sehen ist, arbeitete der Künstler mit einer sehr langen Verschlusszeit seiner Kamera, um mit der Bewegung der Neonröhre den Eindruck einer ›Lichtschranke‹ zu erzeugen. Inspiration für seine Motive schöpft der Künstler insbesondere aus der Literatur.
Bei allen Werken ist der Titel ein integraler Bestandteil der Arbeit und wird vom Künstler als ›Richtungsangabe‹ für den Betrachter begriffen. Das Format eines Abzugs hingegen kann sich durchaus an die räumlichen Gegebenheiten anpassen; auch die Anzahl möglicher Abzüge eines Werks wird nicht a priori von Immoos festgelegt.


1) Franz Immoos, Gedanken zu den Photoarbeiten, 2006. http://photo.immoos.eu/index.php/text, 02.01.2015

Immoos - Polarität, 1980/2008

Polarität, 1980/2008

Immoos - Anima mundi (Kosmos), 1991

Anima mundi (Kosmos), 1991      

Immoos - Anima mundi (Wasser), 1991

Anima mundi (Wasser), 1991