RAYDIATOR II, 2011
Im Werk von Ria Patricia Röder, die sich auch mit den Medien Video, Sound und Installation beschäftigt, bildet das fotografische Arbeiten aktuell den Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit. Seit 2011 entstehen Fotogramme, die ohne Kamera durch die direkte Belichtung von lichtempfindlichem Material als Unikate gefertigt werden. Dafür platziert sie in der Dunkelkammer einzelne Dinge oder Figuren auf dem Fotopapier und belichtet diese partiell mit selbstkonstruierten Lichtquellen. Wichtig ist dabei, bereits behandelte Partien abzudecken, um eine Überbelichtung zu vermeiden und bestimmte Farbwirkungen zu erzielen. Durch das schrittweise Vorgehen entstehen collageartig ihre teils sehr großformatigen, gegenständlich-abstrakten Farbfotogramme, deren Komposition und Farbpalette die Künstlerin vorab grob skizziert. Auf allen Fotogrammen, etwa der Serie RAYDIATOR, sind (technische) Gegenstände und Körper performativ in Verbindung gebracht. Für Röder, die sich häufig selbst auf ihren Arbeiten abbildet, ist die menschliche Figur in ihren Bildern eine »Referenz zu der Rolle des Bildermachers«.1 Die integrierten Objekte – Gegenstände aus ihrem Atelier wie ein Drahtauslöser oder eine Laborzange – verweisen auf ihre Arbeit als Fotografin.2
Auch die Serie Laboratorium aus den Jahren 2005 bis 2007 verbindet das Motiv Mensch und Technik. Anders als bei den Fotogrammen handelt es sich hier um Kameraaufnahmen, die wesentlich strenger konzipiert sind. Zu sehen ist die Künstlerin mit unterschiedlichen Apparaturen ihrer Dunkelkammer, die gleichermaßen als Lichtquelle und konstruktives Bildelement fungieren. Bereits der Titel, der Röder generell bei allen Werken sehr wichtig ist, gibt einen Hinweis auf das Arbeitsumfeld. Laboratorium V aus dem Jahr 2006 zeigt ihren Blick in die Optik des Vergrößerers im Fotolabor, thematisiert durch die Fokussierung auf das Auge – dem wichtigsten Sinnesorgan eines Fotografen – das Sehen als Wahrnehmungsform. Wie die anderen Motive dieser Reihe ist das Bild mithilfe einer Doppelbelichtung entstanden, in der zunächst das Auge, dann das Gerät mit einer modifizierten Einstellung auf dasselbe Negativ fotografiert wurde. Die Künstlerin erreicht so ein spannungsreiches, schwer durchschaubares Neben- und Hintereinander aus ihrem ›Selbstporträt‹, dem Apparat und dem Licht. Dies dokumentiert ihr nachhaltiges Interesse an der »Verbindung von Mensch und Dingwelt, die sich gegenseitig durchdringen und ergänzen«.3
1) Ria Patricia Röder an die Autorin, E-Mail vom 03.01.2015
2) Zu den Farbfotogrammen vgl. auch Ria Patricia Röder. RAYDIATOR, Katalog zur Ausstellung in der Kunstsammlung Gera (25.05.–01.07.2012), Gera 2012
3) Svenja Paulsen im Gespräch mit Ria Patricia Röder, in go photo – Junge Zeitgenössische Fotografie, go photo (Hrsg.), Düsseldorf 2013